Vergesellschaftung

Die Vergesellschaftung


Kaninchen sind Gruppentiere, welche immer in Gruppen gehalten werden. Einzelhaltung ist für Kaninchen nicht artgerecht! Eine Gruppe besteht mindestens aus 2 Tieren. Es ist wichtig, dass die Gruppen aus unterschiedlichen Geschlechtern bestehen. Folgende Beispiele sind für Gruppen empfehlenswert:

Eine Gruppe aus 2 Tieren: 1 Rammler + 1 Häsin
Eine Gruppe aus 3 Tieren: 2 Rammler + 1 Häsin
Eine Gruppe aus 4 Tieren: 2 Rammler + 2 Häsinnen

Um eine funktionieren Gruppe von mehreren Kaninchen zu erstellen, oder ein fremdes Kaninchen in eine intakte Gruppe zu integrieren, führt man die sogenannte „Vergesellschaftung“ durch. Dabei macht man es den Kaninchen möglichst einfach, die „neuen“ Partner zu akzeptieren. Da Kaninchen ihr „Revier“ gegen fremde Kaninchen verteidigen, muss man einige Punkte beachten, um eine ordentliche Vergesellschaftung durchzuführen.

Geht es ohne Vergesellschaftung?


Auf eine Vergesellschaftung kann verzichtet werden, wenn die Kaninchen vor der Geschlechtsreife zusammengesetzt werden und sich möglichst früh aneinander gewöhnen können. Daher empfiehlt sich immer, ein Pärchen (Häsin + kastrierter Rammler) mit ca. 10 Wochen zu kaufen und zusammenzusetzen. Alternativ kann man auch auf eine Vergesellschaftung verzichten, wenn sich die Kaninchengruppe bereits versteht.
Sollte man jedoch eine intakte Gruppe erweitern, oder 2 einzelne Kaninchen zusammensetzen, so wird eine Vergesellschaftung erforderlich sein.
Man sollte niemals das „neue“ Kaninchen in das bestehende Gehege setzen, ohne die folgenden Punkte anzuwenden, denn das endet nicht selten in extremen Revierkämpfen, welche größtenteils blutig und mit schwerwiegenden Folgen enden.

Methode 1: Zusammenführung außerhalb des Revieres


Diese Methode ist besonders gut für Kaninchen-Anfänger oder Menschen geeignet, die etwas ängstlich an die Vergesellschaftung gehen. Zudem birgt sie die höchsten Erfolgschancen gegenüber anderen Zusammenführungs-Methoden. Dadurch läuft die Rangordnungsklärung nachher entspannter und weniger gefährlich ab.
Die Zusammenführung der Kaninchen muss bei dieser Methode auf einen neutralen Boden durchgeführt werden, damit sie das andere Kaninchen nicht als Revier-Eindringling wahrnehmen. Wichtig ist, dass die Kaninchen gleichzeitig dort abgesetzt werden.
Natürlich sollte in diesem Gebiet genug Futter wie z.B. Heu und Frischfutter, aber auch neue Unterschlüpfe angeboten werden. Bei den Unterschlüpfen ist darauf zu achten, dass kein Kaninchen in die Enge getrieben werden kann (z.B. weil ein Häuschen nur einen Eingang hat). Als Unterschlüpfe sind Weidebrücken dafür ideal.
Die Kaninchen klären nun außerhalb ihres Revieres die Rangordnung indem sie kämpfen, rammeln und Fell ausreißen. Meist kommt es auch zu Jagereien und Streitereien.
Dieses Verhalten ist ganz normal und nötig, damit die Rangordnung geklärt werden kann. Nur mit geklärter Rangordnung ist nachher ein harmonisches Zusammenleben möglich. Die ersten Stunden sollte man dabei bleiben oder sehr oft nach ihnen schauen, um gegebenenfalls eingreifen zu können, falls sie sich ineinander verbeißen (Decke drüber oder dazwischen werfen bzw. sie erschrecken und wieder weiter kämpfen lassen). Man sollte ebenfalls eingreifen, wenn eines der Kaninchen extrem unter der Zusammenführung leidet (nichts mehr frisst, mit Kopf gegen das Gitter oder die Wand da sitzt etc.) und durch das andere weiter gequält wird, oder wenn es zu ernsthaften Verletzungen kommt, so dass man den Tierarzt aufsuchen muss.
Es kann mehrere Wochen dauern, bis sie sich beruhigt haben und sich vertragen. Wenn sie zusammen fressen und nebeneinander sitzen, können sie zurück ins alte Gehege ziehen (altes Revier eines Tieres). Das alte Gehege sollte zuvor eine Grund-Reinigung mit Essigwasser bekommen, für den Übergang verwendet man erst einmal nur neutrale Gegenstände/Einrichtung und räumt die Gehegeaufteilung etwas um. Es kann noch mal zu leichten Auseinandersetzungen kommen, wenn die Kaninchen in das alte Revier umziehen. Diese legen sich sehr schnell wieder.

Methode 2: Heimweg/Transportbox


Diese Methode ist ideal für den Transport eines zugekauften Kaninchen vom Züchter nach Hause. Die Käufer bringen das vorhandene Tier in einer ausreichend großen Transportbox mit zum Züchter, um das „neue“ Kaninchen dabei zu setzen und gemeinsam nach Hause zu fahren. Der Stressmoment der Autofahrt schweißt beide Tiere zusammen. Im neuen Zuhause angekommen, würden wir empfehlen, die beiden in einem neutralen Gehege weiter kennenlernen zu lassen. Im Anschluss, wenn alles gut geklappt hat, beide zusammen dann in den frisch gereinigten Stall.

Methode 3: Neutrales Treffen mit Unterbrechungen


Eine weitere Möglichkeit ist es, die Kaninchen z.B. nachts in ihre alten Gehege zu setzen (nicht eines der Kaninchen im neutralen Gebiet lassen!) und tagsüber, unter Beobachtung (möglichst lange täglich) zusammen ins neutrale Gebiet zu verfrachten. Nachteile dieser Methode sind, dass zum einen nach jeder Trennung wieder etwas angespannter „gekämpft“ wird und zum anderen, dass die Vergesellschaftung etwas länger dauert als würden sie durchgehend zusammen sein. Zudem scheitert diese Vergesellschaftungs-Form häufiger als die anderen Methoden ohne Unterbrechungen. Sie ist eher für erfahrenere Halter empfehlenswert. Der große Vorteil ist, dass man kein mardersicheres neutrales Gebiet braucht, sondern sie z.B. einfach nur tagsüber ins neutrale Gebiet setzen kann.

Methode 4: Nebeneinander leben in sehr großem Gebiet


(Diese Methode ist nur bei freier Gartenhaltung oder freier Wohnungshaltung möglich)
Wenn die Kaninchen auf mindestens 150m² frei leben, kann man sie auch direkt im Revier vergesellschaften. Dabei sollte aber auf das neue Kaninchen (Revier-Eindringling) geachtet werden, damit es nicht zu sehr darunter leidet. Die Kaninchen sollten sich gut aus dem Weg gehen können.

Methode 5: Gitter an Gitter (Käfig an Käfig)


Oft wird empfohlen, zwei Käfige oder Gehege nebeneinander zu stellen. So eine Vergesellschaftungs-Methode gelingt aber nur, wenn die Kaninchen sehr schüchtern sind und wenig Aggressionen anstauen. Ansonsten kann es zu heftigen Kämpfen kommen, wenn sie immer Gitter an Gitter leben und plötzlich zusammen gelassen werden, denn dann entladen sie alle durch das Gitter angestauten Aggressionen (sie möchten ihre Rangordnung klären, es klappt aber nicht) auf einmal und es kommt zu üblen Verletzungen. Empfehlenswert ist die Methode für behinderte Kaninchen, die den Rangkämpfen nicht gewachsen sind. Oft hilft es, die Gehege und Einrichtungen regelmäßig zu tauschen, also das Kaninchen ins andere Gehege zu setzen, damit sie sich an den Duft des anderen gewöhnen. Auch bei extremen Fällen kann eine solche Vergesellschaftung manchmal ein letzter Ausweg sein, da so keine Verletzungen möglich sind (z.B. bei Angstbeißern), dann sollte man allerdings sehr viel Zeit (ca. 1/2 Jahr) einplanen und es als letzte Möglichkeit einräumen.

Unverträgliche Tiere?


Wie wir Menschen, haben auch Kaninchen enge Freundschaften zu anderen Kaninchen. Ebenso gibt es immer Tiere, Charakter oder Kombinationen, die sie überhaupt nicht „riechen“ können. Deshalb verträgt sich nicht jedes Kaninchen mit einem X-beliebigen anderen. Sollte es trotz einer richtig durchgeführten Vergesellschaftung außerhalb des Revieres zu Verletzungen kommen oder eines der Kaninchen stark unter dem anderen leiden, so hat es keinen Sinn sie „zwanghaft“ zusammen zu halten. Zwar kann man auch Kaninchen aneinander gewöhnen, die sich gar nicht mögen, aber eine schöne Freundschaft entsteht dadurch nicht und oft entstehen auch später noch Probleme. Sie lernen lediglich miteinander zu leben. In großen Gruppen suchen sich die Kaninchen heraus, wen sie besonders mögen. Bei Kleingruppen sollte man als Halter bei der Zusammenführung auf ihr Verhalten achten und ggf. das neue Kaninchen zurück bringen (vorher abklären ob das möglich ist!) und ein passenderes suchen. Die Kämpfe, die zur Rangordnungsklärung nötig sind, haben jedoch nichts mit „nicht mögen“ oder Unverträglichkeiten zu tun, sondern sind ganz normales Kaninchenverhalten.

Sollten Sie Probleme bei der Vergesellschaftung haben, so kontaktieren Sie uns. Wir bieten vor Ort oder bei Ihnen Zuhause Hilfe für Vergesellschaftungen an.

Viel Erfolg!
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